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„Proll" von Adrian Figuera

Einzelkämpfer und Einhörner

07. März 2022

„Futur 21“ startet mit Kurzfilmen zur Zukunft der Arbeit – Festival 03/22

Die Verzweiflung steht Murat ins Gesicht geschrieben, als er erfährt, dass die Kartonfabrik, in der er arbeitet, bald schließen wird. „Wo soll ich denn jetzt hin?“, fragt ihn sein Arbeitskollege, ihn werde doch jetzt niemand mehr nehmen. Murats Geschichte wird in Adrian Figueras Kurzfilm „Proll“ erzählt – einer von drei Filmen, die im Rahmen der Themenwoche Arbeit des Medienkulturfestivals „Futur 21“ im Oberhausener Kino am Walzenlager gezeigt wird. 2021 gewann „Proll“ den Deutschen Kurzfilmpreis sowie den deutschen Wettbewerb des Internationalen Kurzfilmfestivals in Oberhausen, das die Filmreihe zur Zukunft der Arbeit zusammen mit dem Kino am Walzenlager veranstaltet. 

Murats Schicksal teilen der freie Paketzusteller Juri und die als Klickarbeiterin tätige Cornelia. Sie alle eint, dass sie zu den sogenannten „working poor“ (Erwerbsarmen) gehören – Menschen, die so schlecht verdienen, dass sie trotz Arbeit arm bleiben. In Deutschland betrifft die Erwerbsarmut etwa zehn Prozent der Erwerbstätigen, seit 2004 hat sich der Anteil verdoppelt. Murat, Juri und Cornelia spiegeln eine neue Arbeiterklasse wider, die sich nicht länger durch Solidarität oder ein gemeinsames Bewusstsein auszeichnet. Figueras Film, der ursprünglich nur als Theaterstück aufgeführt werden sollte, zeigt genau das: drei Menschen, die für sich alleine kämpfen.

Weiter weg von der Lebenswelt aus „Proll“ könnte der nächste Film kaum sein. „Die Kaffeemaschine niest, die Kohorte folgt“, so die Erzählerin in Celine Bergers „Cutting Edges“. Der Kurzfilm über die Architektur von Co-Working-Spaces gibt einen Einblick in die Welt der Start-Ups und Einhörner. Parallelen zu „Proll“ hat Bergers Beitrag dann doch, spiegelt doch auch der Co-Working-Space die liberalisierte und „flexible“ Arbeitswelt der heutigen Zeit wider.

Gen Heimat blickt der Letze der Filme. „Ruhrurbia“ von Rainer Komers begleitet den Umbruch des Ruhrgebiets. Die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kämpft mit den Tränen, als sie zur Schließung der Zeche Kamp-Lintfort eine Rede hält. Der Film bleibt weitgehend stumm, lässt hingegen die Bilder für sich sprechen. Sein Ende markieren zwei Spaziergängerinnen auf der Halde Prosperstraße in Bottrop. Die Kamera begleitet die Sommerrodelbahn, die hier an der Stelle fährt, wo einst Bergwerk und Kokerei standen. „Und so dreht sich die Erde“, sagt die Frau ihrer Begleitung.

Futur 21 – kunst industrie kultur | bis 2.4. | div. Orte

Leo Thomann

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