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„Nomanslanding“, Sydney
Foto: © Sydney Harbour Foreshore Authority

Kunst als Menschenfänger

30. Juli 2015

„Nomanslanding“-Installation im Duisburger Hafen – RuhrKunst 08/15

Nun, wer wollte nicht einmal wie Jesus Christus über das Wasser laufen? Die diesjährige Ruhrtriennale macht das in Zusammenarbeit mit den Urbane Künste Ruhr in Duisburg-Ruhrort möglich, wenn auch nur in recht symbolischer Form und auf bereits in Sydney und Glasgow ausgetretenen Schwimm-Pontons. Eine große Kathedrale in der Mitte des Hafens kann so über zwei Stege erreicht werden, allerdings insgesamt nur für bis zu 80 Personen, die unchristliche Schwerkraft, sie verstehen. Als sinnliches Vergnügen ist gegen derartigen Kulturgigantismus nichts einzuwenden, ich bin nur nicht sicher, ob von den ursprünglichen Gedankengängen der fünf internationalen Künstler dabei etwas übrig bleibt. Der italienische Kurator Lorenzo Mele ist der eigentliche Urheber dieses monströsen Gedankenspiels, eigentlich geplant für Glasgow als Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, dessen Ausbruch 2014 hundert Jahre her war, ist es heute eher ein Apparat für Geschichten vom Leben am und auf dem Wasser.

Die Grundidee, dass es nur ein paar Besucher mit Schwimmwesten (die an die Tornister aus 1914/18 erinnern sollen) auf die zentrale Plattform schaffen würden, die restlichen (wie blöd?) am Ufer stehen müssten, die Gewinner sich einfach treffen und was dann passiert nicht mitinszeniert werde, hat sich seit dem veröffentlichten Konzept im Erinnerungsjahr 2014 stark verändert. Jetzt nehmen die Besucher im Kathedralen-Innenraum teil an einem (natürlich!) einmaligen Ereignis, ich zitiere: „Im allmählich sich verdunkelnden Raum ist eine Sound-Collage zu hören, die nach dem kompletten Zusammenschluss der beiden Teile im live gesungenen Part eines Performers kulminiert.“ Was die Performance in der Installation eigentlich spannend und erfahrbar macht, ist natürlich der Blick von außen, denn für den Event im Inneren gibt es keine Tickets, der Eintritt ist frei, soll heißen, am Eingang bleiben die zurück, die es (noch) nicht geschafft haben. Die Kulturministerin soll davon allerdings nicht betroffen werden, sagt man.

„Nomanslanding“ | ab 15.8. 16 Uhr | ehem. Eisenbahnhafen Duisburg-Ruhrort | www.ruhrtriennale.de

PETER ORTMANN

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