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Foto: Diana Küster
„Die Kinder der Revolution“,

Kampf um Zukunft

25. April 2013

„Die Kinder der Revolution“ in Bochum – Theater Ruhr 05/13

Tosender Applaus, zehn Minuten Standing Ovation. Das erlebt man selten am Schauspielhaus Bochum. Und das Wichtigste: Die Begeisterung des Publikums ist vollkommen berechtigt. Die Studierenden der Folkwang haben zwei Stunden lang eine unheimliche Energie auf der Bühne entfaltet. Die Befürchtung, der moralische Zeigefinger könne eine allzu große Rolle spielen, verflüchtigt sich zum Glück ebenso schnell, wie sie aufgekommen ist.

„Die Kinder der Revolution“ von Regisseur Nuran David Calis ist ein Stück über die Generation der Mittzwanziger aus aller Welt – aus Tunesien, Spanien, London, dem Iran, dem Gazastreifen. Die SchauspielerInnen haben Kontakt zu dort Lebenden aufgenommen und erzählen nun ihre Geschichten auf der Bochumer Bühne. Im Mittelpunkt steht die Frage danach, in welchen politischen Verhältnissen die Kontaktpersonen aufwachsen, welche Freiheiten sie haben oder eben nicht haben, und wie sie damit umgehen; welche Art des Protests sie wählen, oder ob sie versuchen, sich abzufinden mit dem, was sie haben. Sehr eindrucksvoll ist die Geschichte aus dem Gazastreifen, den die dort lebenden Jugendlichen in ihrem Leben noch nie verlassen haben.

Doch selbst hier gibt es eine Protestbewegung, auch hier gibt es eine Generation, die sich wehrt. Nur dass davon kaum einer weiß, wohingegen Occupy in aller Munde ist. Natürlich stellt sich die Frage, ob man all das überhaupt vergleichen kann und darf. Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um für ihre Freiheit zu kämpfen, und Menschen, die den Luxus genießen, öffentlich demonstrieren zu dürfen. Das Stück wäre mit Sicherheit nicht so gut gelungen, wenn nicht auch diese Frage merkbar mit eingeflossen wäre. Es wird nicht verglichen und schon gar nicht gegeneinander aufgewogen. Es wird nebeneinandergestellt. Ganz wichtig dabei ist, dass die SchauspielerInnen auch ihre eigene, privilegierte Position stets reflektieren.

So zeigt der Abend trotz aller Unterschiede, dass es weltweit Unzufriedenheit und Ohnmacht gegenüber den Verhältnissen gibt, aber auch immer wieder Menschen mit Mut und der Sehnsucht nach Freiheit. Mitreißend und toll, wie die SchauspielerInnen das alles auf die Bühne gebracht haben.

„Die Kinder der Revolution“ I 11.5. 19.30 Uhr I Kammerspiele Bochum I 0234 33 33 55 55

ALEXANDRA BRUNDIERS

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