Von den Emporen dringt noch das Gequietsche verrückender Tische auf die Bühne herunter. Messerspitzen und Kaffeelöffel werden auf die Teller gelegt – eine belebte Geräuschkulisse umgibt den Konzertsaal in den Flottmann-Hallen an diesem Sonntagmorgen. Dem Aufruf zum Jazz-Brunch sind nicht nur Herner Gäste gefolgt. Schnell wird mit zusätzlichen Stühlen ausgeholfen.
Für Daniela Rothenburg und ihr Trio ist dies kein Grund zu warten. Die gebürtige Berlinerin betritt mit ihrer Band die Bühne und erfüllt die Halle mit ihrer warmen Stimme. Ihre Vorliebe für Hildegard Knefs Interpretationen amerikanischer Songklassiker, die auch auf ihrem Album „No More Blues“ zu hören sind, wird schnell deutlich. Bei Liedern wie „Eine Lady werd’ ich nie“ ist sie nicht nur stimmlich lasziv und charmant. Ihre Posen wirken flüssig und spielerisch leicht. Auch die Kommunikation mit dem Publikum, die beim Jazzgesang immer mehr als bloße Interaktion ist, wirkt nicht routiniert heruntergespult, sondern drückt ihren Spaß an der Darbietung aus.
Diesen teilen Marc Brenken am Piano, Stefan Rey am Bass und Benny Mokross an den Drums. Besonders Marc Brenken, der mit seiner Band im Januar die neue Jazz-Reihe in den Flottmannhallen eröffnet hat, merkt man den Spaß an dieser lockeren Veranstaltung an. Mit seiner Melodika spaziert er durch die Tischreihen, setzt sein Solo am Buffet fort und schlendert wieder zurück an seinen Flügel. Nicht alles hat dabei einen musikalischen Mehrwert. Es nährt durch die burlesken Elemente aber das Publikum mit Unterhaltung.
Benny Mokross, vielen bekannt durch sein Engagement bei der Weltmusik-Band Bescay oder dem Transorient Orchestra, gibt einen souveränen Takthalter und reagiert auf das Kokettieren seiner Frontfrau mit viel Sinn für Humor. Der Kölner Stefan Rey hat in einer klavierlosen Fassung des Nat King Cole-Klassikers „Nature Boy“ seinen Auftritt, dem er durch sein Spiel die nötige Melancholie verleiht. Dies ist zugleich einer der wenigen moll-lastigen Songs im Programm.
Daniela Rothenburg und ihre Band haben mit einer gelungenen Mischung aus Swing und Unterhaltungskunst den Appetit der Gäste auf mehr Jazz in Herne geweckt. In der gut gefüllten Flottmannhalle kam somit nicht nur der Magen vieler Besucher auf seine Kosten.
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