Kunst ist längst abgekoppelt von der Kunst selbst. Was heute als wichtiges Werk definiert wird, entscheiden immer häufiger Protagonisten, die entweder mit der Materie selbst überhaupt nichts zu tun haben (Banker, Hedgefonds-Manager, Kriminelle) oder solche, die an hohen Preisen partizipieren, ohne selbst tatsächlich involviert zu sein, der Fall Achenbach war in NRW sicher ein gelungenes Beispiel. Aber es gibt sie natürlich noch, die Arbeiten ohne merkwürdige Provenienz, ohne Potential als Kunstaktie, ohne Wenn und Aber. Man muss sie eben nur finden.
Die Messe „Kölner Liste“ ist eine solche Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst. Hier kann der Sammler oder der, der es noch werden will, durch 30 Galerieprogramme und Projekträume flanieren, auf der Suche nach dem kommenden Star oder nach dem Lieblingswerk des Spaziergangs. Erschwinglich ist das alles allemal, gemäßigtes Preissegment ist da der verschleiernde Fachbegriff, der natürlich auch signalisiert: Hier gibt’s wohl nichts für einen Apfel oder ein Ei. Wählen kann man zwischen Malerei, Zeichnungen und Grafik über Skulpturen bis hin zur Installationen, Video-Kunst und Performance. Einfach ist der Kunstkauf eben nicht, und vergessen Sie den Begriff Wachstumspotential, der ist genauso irreführend wie der Begriff Gewinnchance. Gekauft werden sollte ausschließlich nach Gefallen und nicht nach monetären Erwägungen. Das geht meistens schief.
Anders ist das natürlich in der Kölner Parallelmesse Art Cologne. Hier versucht man, das Niveau von Basel oder Maastricht zu erreichen. Selbst ein Kaufhaus für Reiche zu werden, die auch gern einmal Unsummen für Alte Meister hinblättern. Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Kölner Liste ihre Aufgabe, Kunstliebhabern und jungen Sammlern eine Orientierungsplattform zu bieten, sehr ernst. Ein Van-Gogh-Aquarell für zehn Millionen Dollar wie in Maastricht angeboten, wird man zwar auf der Kölner Liste 2015 nicht finden, dafür aber vielleicht das eindrucksvolle Portrait einer freizügigen Lady mit Schlange von Mariano-Vargas.
Kölner Liste | Do 16.4. - So 19.4. | Dock.One, Köln | kölner-liste.org
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