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Argumente statt Polemik

26. Oktober 2011

Günter Leußler aus Mülheim engagiert sich in der deutsch-griechischen Gesellschaft – Thema 11/11 Der Euro

Faul sollen sie sein, korrupt und verschwendungssüchtig. Seit Monaten betreiben die Medien ein Griechen-Bashing, das auf einer kruden Mischung aus halbgaren Informationen und rassistischen Stereotypen basiert. Dass Fakten und genaue Analysen weitaus angebrachter wären als einseitige Schuldzuweisungen, gibt Günter Leußler, Geschäftsführer der „Vereinigungen der deutsch-griechischen Gesellschaften“ (VDGG) zu bedenken: „Klar gibt es grundlegende Dinge, die Griechenland ändern muss“, sagt der Bauingenieur, der zunächst lange Jahre Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Mülheim war, bevor er in den Bundesvorstand der VDGG gewählt wurde. „Ein großes Problem in Griechenland ist der Klientelismus. Allzu viele Menschen wurden in den Öffentlichen Dienst eingestellt, um versorgt zu sein. Jeder vierte Arbeitnehmer ist im Öffentlichen Dienst. Kurzfristige Entlassungen helfen allerdings nicht, weil Abfindungen gezahlt werden müssen“, resümiert er. „Aber es gibt auch Ursachen der Krise, die nicht den Griechen anzulasten sind. Zum Beispiel, dass bei der Einführung des Euro die Stabilitätskriterien nicht klar definiert wurden.

Die Durchschnittsrente liegt bei 600 Euro, in der Landwirtschaft sogar nur bei 400 Euro
Grundsätzlich braucht eine gemeinsame Währung eine viel breitere gemeinsame Wirtschaftspolitik, damit das Niveau nicht zu sehr auseinandergeht“, gibt der aktive Ehrenamtler zu bedenken. Zudem seien die Spekulationen auf die griechischen Staatsanleihen eine Ursache des Problems. Und wer über die Renten in Griechenland spreche, wisse oft nicht einmal, dass die Durchschnittsrente dort bei 600 Euro liege, im landwirtschaftlichen Bereich sogar nur bei 400 Euro. „Und das bei Lebenshaltungskosten, die ebenso hoch liegen wie bei uns.“ Seit er 1972 das erste Mal in das Land im Südosten Europas kam, hat es ihn nicht mehr losgelassen: „Zwei Jahre später machte ich acht Wochen Inselhüpfen und lernte die außergewöhnliche Gastfreundschaft schätzen.“ Persönliche Freundschaften, die Liebe zur Sprache, zur Küche und zum Tanz verbanden ihn schnell sehr innig mit dem Land, das er bei vielen Reisen sehr gut kennenlernte. Dass das Griechen-Bashing Menschen verletze, natürlich sei das so, erzählt Leußler, aber darüber will er eigentlich gar nicht sprechen. Viel wichtiger ist es ihm, zu vermitteln, was in Griechenland geschieht: „Ein Problem ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Da verwundert es nicht, wenn man ständig Bilder von Demonstrationen sieht.“ Richtig stellen, erklären, argumentieren und aufklären über die reale Lage, das versuchen er und viele andere Mitglieder der VDGG derzeit, in Leserbriefen, Interviews und wo immer es geht: „Wir versuchen gegenzusteuern, den Thesen Fakten gegenüberzustellen“, erklärt er. Gegen den Strom der Massenblätter ist das nicht viel, aber doch alles, was sie tun können. Sisyphos war bekanntlich auch ein Grieche.

DAGMAR KANN-COOMANN

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